Es nervt mich. Wenn ich mir eine Berichterstattung aus einem der Landestage oder wie jetzt aus dem Bundestag ansehe, bin ich genervt.
Es stört mich, wenn nicht auf den Inhalt des Gesehenen eingegangen wird, sondern stattdessen die Parteizugehörigkeit der Sprecherin/ des Sprechers bestimmt, wie die Zuhörer/Innen reagieren. Es stört mich ebenfalls, wenn vorne jemand spricht und andere sich währenddessen mit ihren Sitznachbarn unterhalten, statt zuzuhören. Es stört mich außerdem, wenn sich die Politiker/Innen mit der Tageszeitung oder ihrem Handy beschäftigen, statt aufzunehmen, was der Sprecher/ die Sprecherin ihnen zu sagen hat. Am meisten stört mich, all die leeren Sitzplätze zu sehen.
Ich bin genervt, ja angewidert, von dieser selbstverständlichen Unhöflichkeit der Politiker/Innen. Sie sind untereinander unhöflich. Ihr Verhalten ist zusätzlich unhöflich gegenüber denjenigen, die sie gewählt haben. Um es mal deutlich zu sagen: Wir haben Euch gewählt, damit Ihr für uns arbeitet. Wir haben Euch nicht dafür gewählt, dass Ihr uns zeigt, wie gleichgültig Ihr auf die Ansicht anderer Politiker/Innen reagiert. Wir haben Euch nicht gewählt, einander auszubremsen und auszubooten. Wir haben Euch gewählt, damit Ihr zusammen den bestmöglichen Weg für unser Land und unsere Bevölkerung zu finden. Wir haben Euch nicht gewählt, um einen leeren Bundestag zu sehen oder einen desinteressierten!
Der leere Bundestag – Forderung nach Konsequenzen!
Ihr jammert über Respektlosigkeit Euch gegenüber, über Politikverdrossenheit und Protestwähler/Innen.
Ihr könntet viel dafür tun, dass mehr Menschen wieder Respekt vor Euch und Eurem Engagement empfinden. Wie? Indem Ihr Eurerseits Respekt zeigt. Respekt gegenüber den Wähler/Innen beginnt damit, bei der Arbeit zu erscheinen und bei der Arbeit sich mit ebendieser zu beschäftigen, statt mit anderen Angelegenheiten.
Ich bin genervt. Ich bin Wählerin der etablierten Parteien und bleibe es, denn ich lese Parteiprogramme (und das der AFD ist das erschreckendste, dass ich in über zwanzig Jahren als Wählerin je las). Aber wenn ich eine Politikerin/ einen Politiker darüber jammern höre, dass es viel Politikverdrossenheit und (postulierte) Protestwähler/Innen gäbe, möchte ich nur eines tun: Euch allen eine Aufnahme von einem ganz normalen Arbeitstag im Landestag und im zu oft leeren Bundestag zeigen.
Einen Raum mit viel zu vielen leeren Sitzplätzen und mit Politiker/Innen, die ausstrahlen wie gelangweilt Ihr alle von Eurer Arbeit seid. Danach möchte ich Euch gerne in ein x-beliebiges Unternehmen mitnehmen und sowohl Arbeitnehmer/Innen, als auch Geschäftsführung danach fragen, was sie von einer Mitarbeiterin/ einem Mitarbeiter halten, die/der sich durch folgendes auszeichnet: durch Abwesenheit glänzen, Privatkram bei der Arbeit erledigen, gelangweilt auf dem Bürostuhl lümmeln, schlechtes Benehmen gegenüber anderen Mitarbeiter/Innen und Geläster über Zulieferer und Kunden.
Stellt Euch einfach die Frage, wie eine Bürgerin/ ein Bürger Euer alltägliches Verhalten bei der Arbeit beurteilt. Fragt Euch, ob Ihr jemanden einstellen würdet, der sich derart daneben benehmt, wie Ihr es tut. Wer von Euch gewählt und wiedergewählt werden möchte, die/ der hat sich so zu benehmen, dass die Wähler/Innen erkennen können, dass Ihr Euch bewusst seid, dass Ihr für uns arbeitet. Niemand wählt Euch, um danach sehen zu wollen, dass Euch Eure Arbeit gleichgültig ist.
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