In Erinnerung an Kenny Baker, besser bekannt als R2-D2

Ich bin Trekki und habe mit Star Wars nur wenig am Hut. Die Filme sind ganz nett für zwischendurch (wobei mir die Klassiker mehr gefallen, als die neuen Ableger), aber ich empfinde sie alles in allem gesehen als inhaltlich zu platt.

Was nicht heißt, dass ich nun eine Anti-Star Warslerin wäre. Die Filme gehören für mich durchaus zu den Scifi-Klassikern und somit sehe ich sie mir immer an, wenn sie mal wieder im Fernsehen laufen. Nur, tiefschürfende Gedanken mache ich mir dann im Anschluss eben nicht. Gegen die Werke, geschweige denn gegen die Liebhaber/ Innen der Saga habe ich nichts. Und über die Schauspieler, die ich von Star Wars kennenlernen durfte, kann ich nur Positives berichten, sie sind sympatische Menschen. Das trifft auch auf den am 13. August 2016 verstorbenen Kenny Baker (Kenneth George Baker, *24.08.1934) zu.

Ende der 1990er Jahre war ich auf einigen Conventions in Berlin.

Ein Energiebündel dreht auf.

Auf der ersten war ich noch mit einem Mitschüler, der in der weiteren Umgebung von Berlin wohnte und bei dessen Familie ich übernachten konnte. (Bei der Gelegenheit: Falls Du das hier je lesen solltest, Sascha: Grüß Dich, ich hoffe, es geht Euch allen gut.)

Nach der ersten Convention habe ich mit Engelszungen auf meine Oma eingeredet (ebenfalls Trekki) und sie schließlich überzeugen können mitzukommen.

Sie hatte Bedenken, was sie erwarten würde, war dann aber angenehm überrascht von der Atmosphäre. Dazu mal bei Gelegenheit mehr.

Wir beide bezogen jedenfalls direkt im Hotel Estrel Quartier, dem Veranstaltungsort. Nicht nur das wir dadurch ultrakurze Wege zu den Panels, Autogrammstunden, Ausstellungen, Vorführungen, Merchandise-Bereichen und so weiter hatten, wir hatten auch Gelegenheit dem einen oder anderen Star jenseits des Rummels zu begegnen.

Einer dieser Stars war Kenny Baker, den eingefleischten Star Wars-Fans bekannt als R2-D2. Erstmals sahen wir ihn bei seinem Start-Panel, das er zusammen mit Jeremy Bulloch (*16.02.1946, Star Wars-Fans bekannt als Boba Fett) und Michael Sheard (*18. Juni 1938, gestorben 31. August 2005, Star Wars-Fans bekannt als Admiral Ozzel in „Das Imperium schlägt zurück“) hielt.

Durch Klopfzeichen wurde sich verständigt.

Wie wenig ich mich mit den Star Wars Filmen beschäftigt hatte, wurde da klar.

Oma und ich waren verblüfft, dass R2-D2 ein menschliches Innenleben hatte. Also marschierte ich zum Mikro, erklärte den Schauspielern, dass wir zwei Trekkis sind, keine Star Wars Fans und völlig perplex darüber, dass in dem kleinen Roboter ein Mensch steckte. Und dann stellt ich die Fragen, die uns beide brennend interessierte. „Auch für jemanden mit Ihrer Körpergröße muss es doch unglaublich eng da drin gewesen sein. Haben Sie keine Platzangst bekommen? Und wie um alles in der Welt, haben Sie in dem Ding genug Luft bekommen? Wie haben Sie das ausgehalten? Und wie haben Sie mitbekommen, wann Sie aktiv werden sollten, lief das über Walki Talkie?“

Durch klopfen auf den Roboterkopf erfuhr Herr Baker, dass die Szene im Kasten war. Sonst hätte er ewig weitergemacht. Er konnte in der Blechbüchse nichts hören.

Er lachte und erklärte wie anstrengend es war, wie stickig und dass er Klopfzeichen auf den Roboterkopf bekommen musste, anders hätte er nicht mitbekommen, wann sein jeweiliger Einsatz endete. Sein Kollege, Herr Bulloch, hat uns das dann vorgemacht.

Nach dem Panel haben wir fünf uns noch lange unterhalten.

Und wie das manchmal so ist, sind wir allen drei Schauspielern im Hotel auch danach ständig über den Weg gelaufen, ob auf den Gängen, im Fahrstuhl oder beim Frühstück. Es wurde zu einem kleinen running Gag.

Wir haben so manches miteinander beschnuddelt und viel gelacht. Es ging auch um ernstere Themen, wie Freundschaft, Gleichberechtigung und Vorurteile, aber um eins ging es nie, um ihre Rollen bei Star Wars.

Vermutlich war das der Grund, warum wir so gute Gespräche führten. Die drei mussten bei uns keinerlei Erwartungen gerecht werden. Im Gegenteil, wir haben sie geneckt und aufgezogen.

Schließlich kann Star Wars nicht mit Star Trek mithalten. Nie und nimmer! Auch nicht mit B5. Nichts zu machen, Star Wars ist weit abgehängt. Keine Chance, das hatten sie zu akzeptieren.

Apropro Crossover.

Michael Sheard hielt beim Gruppenfoto des Kostümwettbewerbs den jüngsten der Teilnehmer auf dem Arm. Natürlich ein Star Trek Fan, wie es sich gehört. Und Herr Bulloch saß mit Jason Carter (*23.09.1960, Babylon 5-Fans besser bekannt als Ranger Marcus Cole) in der Jury für die besten Fankostüme.

Jason Carter und Richard Biggs (*18. März 1960, gestorben am 22. Mai 2004, Babylon 5-Fans und den B5-Ableger Crusade-Fans besser bekannt als Dr. Stephen Franklin) waren auch super. Sie haben in einer wundervollen Aufführung den Unterschied gezeigt zwischen Soap-Fans und Sci Fi-Fans.

Wer dabei war, wird immer daran denken,
einem Scifi-Schauspieler beim Treffen auf die Schulter zu klopfen.

– Carmen Splitt

Es war eine tolle Zeit auf der Convention, nicht zuletzt auch durch Kenny Baker. Mit ihm ist ein Mann gestorben, in dessen kleinem Körper ein großes Herz und ein noch größerer Sinn für Humor steckten.

Wenn er könnte, würde er eine ironische Bemerkung darüber machen, dass ausgerechnet ich, die ihn nur an einem einzigen Wochenende getroffen hat und nicht einmal ein Star Wars-Fan ist, einen kleinen Nachruf auf ihn verfasse, während auf der deutschen Variante der offiziellen Star Wars-Seite von Disney.de noch immer ein Quiz vom 08. August die „aktuellste“ Neuigkeit ist, die verkündet wird.

Das Disney es für unnötig hält, die deutsche Fangemeinde offiziell über den Tod von Kenny Baker zu informieren, finde ich traurig. Das hat einen unangenehmen Geschmack.

Umso wichtiger finde ich es, selbst an diesen großartigen Menschen zu erinnern. Auf meine Weise. Mit Hochachtung und Humor. Vielen Dank Kenny Baker, R2-D2.
Wir sehen uns auf der anderen Seite und dann lachen wir weiter!


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